Wenn Theorien „lebendig“ werden…

Im Zentrum gab es zunächst eine Einführung in das Konzept der Einrichtung von einem Diplom-Sozialpädagogen.

Er erklärte die Zielsetzung einer jeden Therapie im Zentrum, nämlich das Kind wieder in die Familie zu integrieren. Somit sei es besonders wichtig, die Familie mit in die Therapie einzubeziehen. Das HPZ bietet drei verschiedene Formen der therapeutischen Behandlung an: Institutsambulanz, Spezialambulanzen und stationäre Behandlungsgruppen.

In diesen Behandlungsformen wird ein großes Spektrum an psychischen Krankheiten, wie z.B. Essstörungen, emotionale Störungen und Schulverweigerung, behandelt, nicht aber besonders schwierige Störungen wie akute Psychosen oder massive Delinquenz (Intensivtäter).

Auf dem Gelände des Zentrums gibt es zudem eine Förderschule mit dem Schwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung, eine Kirche, eine Klinik, in der die Kinder nach der Aufnahme ihre ersten Tage verbringen, und verschiede Wohnhäuser, in denen die stationär aufgenommenen Kinder für ca. 1 ½ Jahre leben und soziales Verhalten und besonders „Selbstwirksamkeit“ lernen.

Nach der Einführung durfte der Kurs ein solches Wohnhaus einmal besuchen: Die Zimmer sehen ganz normal und kindgerecht aus, die Kinder haben dort die Chance, ihre Freizeit zu gestalten, haben jedoch auch Pflichten, die sie erfüllen müssen, wie Tisch decken im Speiseraum oder Blumen gießen, und haben mit Konsequenzen zu rechnen, wenn sie gegen geltende Regeln verstoßen bzw. ihre Therapieziele nicht beachten. (Diesen Bereich nennt man Milieu-Therapie.)

Im Speiseraum erklärte ein leitender Psychologe den Tagesablauf der Kinder/Jugendlichen und beantwortete viele interessante Fragen, vor allem über die Methoden der systemischen Familien-Therapie und zu beruflichen Möglichkeiten. In Bezug auf die berufliche Orientierung wurde u.a. empfohlen, Qualifikationen als Therapeut über ein Studium der Medizin, der Psychologie oder der Sozialpädagogik anzustreben; der Psychologe hob dabei hervor, dass – aus seiner Sicht ungerechterweise – Mediziner dabei die meisten Möglichkeiten hätten, natürlich auch in Bezug auf den Verdienst.

Über die systemische Therapie werden die Kursteilnehmer demnächst noch mehr erfahren, da zwei der Therapeuten ans Lessing-Gymnasium kommen (wenn’s der Chef des HPZ erlaubt) und das systemische Denken über praktische (Spiel-) Erfahrungen noch näher erläutern.

Andere Therapiearten die im HPZ angeboten werden sind, non-direktive Spieltherapien, Gruppentherapien (Gesprächstherapien), Einzelsitzungen mit Psychologen oder die kindgerechten Kunst-und Musiktherapien, auch um die Kreativität zu fördern.

Fazit

Als persönliches Fazit über den Ausflug kann ich nur sagen, dass ich es sehr interessant fand, vor allem, weil ich später auch einmal in diesem Bereich arbeiten möchte, abgesehen davon, dass wir in Erziehungswissenschaften schon viel über Therapien und Verhalten von Kindern und Jugendlichen gelernt haben und somit schon ein wenig Ahnung von der Thematik hatten.

Ich kann für mich nur sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat und man einen solchen Besuch den nachfolgenden Stufen ermöglichen sollte. Allerdings hätten einige Schüler gerne die Behandlungszimmer zu den entsprechenden therapeutischen Verfahren, z.B. der „Spiel“-Raum der nondirektiven Spieltherapie, gesehen.

Sabrina Korytowski, Kurs PAL-LP4