Fußball und Kirche ?!

ein Beitrag von T. Häming

Eine Exkursion in eine Katholische Kirche – das hört sich erst einmal in den Ohren vieler Schüler/innen laaaaangweilig an. Und dafür dann auch noch in den Ruhrpott zur Konkurrenz des Heimatvereins Fortuna zu fahren, geht überhaupt nicht! Doch dass gerade solch ein Ausflug sehr spannend sein kann, wurde uns schlagartig am 9.5.19 in der ,,schwarz-gelben“ Dreifaltigkeitskirche in Dortmund klar, aus deren Gemeinde sich damals 18 junge Männer zusammenschlossen und einen der heute erfolgreichsten Fußballvereine der Welt gründeten: den BVB Borussia Dortmund. Und WIR waren dort!

Seit dem Gründungstag im kalten Dezember 1909 prägt der Verein das Stadtbild, was uns schon bei unserer Ankunft sehr deutlich wurde. Wir durchkämmten eine Allee von BVB-Fahnen, die überall um den großen Borsigplatz in den Schaufenstern und aus den Wohnungen hingen, bis wir die von außen eher unscheinbare Gründungskirche erreichten. Dass hier in der Dreifaltigkeitskirche der BVB seinen Ursprung fand, war kaum zu erkennen. Doch sobald wir durch die schweren Türen des Kirchenportals hindurch gehuscht waren, wurden die Schüler/innen des Q1-Grundkurs von Fr. Häming und der Religionskurs der 8. Jgst. von Fr. Heimlich quasi überrollt von historischen Bildern der Dortmunder Gründungsväter (Mitglieder der katholischen Jünglingssodalität ,,Dreifaltigkeit“), BVB-Fußbällen und BVB-Kerzen in Vitrinen, Fahnen und einem ,,Nashorn“ im Dortmunder Trikot. Und dazwischen ein Kreuz, ein Kelch, ein Gebetsbuch … sehr seltsam, fanden unsere Schüler/innen … diese Vermischung von Fußball und Kirche war trotz der historischen Wurzeln sehr befremdlich, denn die Dreifaltigkeitskirche ist ein heiliger Ort …

Genau da setzte Karsten Haug, Gemeindereferent und gebürtiger Dortmunder (Fan), an: Was ist heilig? Für den Fußballfan sind es die Trikots, die Saisonkarte, das nächste Spiel. Heilig, weil sie etwas Tolles mit ihren Freunden, Gleichgesinnten, erleben. Die Fans und die Fußballspieler verkörpern eine starke Gemeinschaft, sowie die Kirche eine Glaubensgemeinschaft verkörpert, in der Jesus Christus der Mittelpunkt des Lebens ist. Auch im Stadion hört man Gesänge für den Verein, so wie in der Kirche für Gott; die Fußballfans feiern jeden Sonntag den Sieg ihres geliebten Vereins oder trauern, wenn das Spiel verloren ist; so wie in der Kirche jeden Sonntag die Eucharistie gefeiert oder getrauert wird, wenn eine geliebte Person gestorben ist.

Bei so vielen Gemeinsamkeiten ist es auch nicht verwunderlich, dass ausgerechnet aus einer kirchlichen Jugendgruppe der BVB entstanden ist, wie uns Herr Haug mit Leidenschaft in seinem Vortrag erzählte. Zwar mussten Franz Jacobi und seine Freunde (die Gründer des BVB 1909) viele Hindernisse überwinden – z.B. den Widerstand durch den damaligen Kaplan, der vor nichts zurückschreckte und sogar die Tore der jungen Mannschaft absägen ließ, um die Gründung des Fußballvereins zu verhindern – doch letztlich siegte die ,,Echte Liebe“.

Nach solch einem amüsanten und auch interessanten Vortrag schlossen wir den Tag mit einem gemeinsamen Essen im damaligen Vereinshaus ,,Zum Wildschütz“ (heute: Pommes- rotweiß) ab und stärkten uns für die Heimfahrt mit Hähnchen und natürlich Pommes – rotweiß. Ob das auch damals das Lieblingsessen der Gründungsmitglieder war …?