Vorbemerkung
Im Folgenden sollen die Besonderheiten des D-Unterrichts am „Lessing“ dargestellt werden; für Informationen über die curricularen Inhalte wird auf den hauseigenen Lehrplan verwiesen sowie auf die Vorgaben für das Abitur durch die Bezirksregierung, die für alle Gymnasien und Berufskollegs in NRW verbindlich sind.
Deutsch in der Sekundarstufe I
Die Förderung von Lese- und Schreibkompetenzen der Schülerinnen und Schüler bildet die wesentliche Grundlage des Deutschunterrichts in der Sekundarstufe I, da beides unabdingbar zum erfolgreichen Abschließen des Abiturs, der Lernstandser-hebungen und Klausuren ist. Lese- und Schreibförderung findet in allen Klassestufen gemeinsam und individuell im Unterricht statt, so zum Beispiel im Bereich der Leseförderung durch den Vorlesewettbewerb in der sechsten Klasse oder die Teilnahme am Zeitungsprojekt in der achten Klasse. In Unter- und Mittelstufe lesen die Schülerinnen und Schüler mehrere Lektüren. Schon in der sechsten Klasse findet
beispielsweise mit der Lektüre „Damals war es Friederich“ eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus statt, um dem Vergessen und aktuellen rechts-gerichteten politischen Tendenzen entgegenzuwirken. Zum Ende der Sek. I wird häufig aktuelle Literatur gelesen, so z.B. „Tschick“ (W. Herrndorf), wobei auch auf eine Anknüpfung an aktuelle Aufführungen des „Jungen Schauspielhauses“ geachtet wird.
Im Bereich der Schreibförderung werden einerseits verschiedene Textgattungen und –arten behandelt und alltagsnah umgesetzt, z.B. das Schreiben von Briefen in der fünften Klasse oder das Formulieren von Bewerbungsschreiben in der achten Klasse. Die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Texte neben den Rückmeldungen von Lehrkräften auch selbst zu überarbeiten und zu korrigieren. Andererseits soll Schreiben von den Schülerinnen und Schülern als Möglichkeit des kreativen Ausdrucks verstanden werden, sodass auch kreatives Schreiben in Form von Übungen in den Unterricht einfließt.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“. Ludwig Wittgenstein
An städtischen Gymnasien hat heutzutage jedes dritte Kind Migrationserfahrungen. Am Lessing-Gymnasium und Lessing-Berufskolleg sind wir uns bewusst, dass die gemeinsam genutzte Sprache das Fundament unserer Bildung, die Grundlage gegen-seitigen Verständnisses ist. Deshalb bildet die Sprachreflexion einen weiteren Schwerpunkt im Fach Deutsch. So setzen sich die Schülerinnen und Schüler beispielsweise in der achten Klasse reflexiv mit Jugendsprache und angemessenem Sprachgebrauch auseinander.
Die Förderung der Schülerinnen und Schüler im Fachbereich Deutsch geht über den reinen Deutschunterricht hinaus:
Im Bereich der Schreibförderung greift das schulinterne Förderband, das den Schülerinnen und Schülern eine individuelle Förderung in A- und B- Kursen ermöglicht. Die verschiedenen Arten der Förderkurse dienen einerseits zum Ausgleich von Defiziten und fordern andererseits Schülerinnen und Schüler bei besonderer Begabung über das Unterrichtspensum hinaus.
Im Bereich der Leseförderung steht den Schülerinnen und Schülern eine Schülerbücherei mit mehreren hundert Jugendbüchern – Erzähltexte und Sachbücher – zur Verfügung, die dort in den Pausen gelesen oder ausgeliehen werden können.
Die Schülerinnen und Schüler können desweitern auch an AGs teilnehmen, die dem Fachbereich Deutsch angehören; so beispielsweise der Theater-AG, die jährlich ein Theaterstück auf die Bühne bringt, oder die Schülerzeitungs-AG.
Im Fach Deutsch beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema der Berufswahlorientierung bereits in der Sekundarstufe I:
Beim „Girl´s/Boy´s Day“ erhalten die Mädchen und Jungen der 8. Klasse erste Ein-blicke ins Berufsleben, indem sie ein eintägiges Praktikum in einem von ihnen gewählten Beruf absolvieren, in dem klassischerweise Frauen bzw. Männer unterre-präsentiert sind. Die Vor- und Nachbereitung des „Girl`s/Boy`s Day“ findet im Deutschunterricht statt.
In der neunten Klasse nehmen die Schülerinnen und Schüler an einem zweiwöchigen Berufspraktikum teil. Sie verbringen zwei Wochen in einem selbstgewählten Betrieb, begleiten die Mitarbeiter im Berufsalltag und sammeln so alltagsnahe Erfahrungen. Diese reflektieren sie in einem ausführlichen Praktikumsbericht, der eine Klassenarbeit im Fach Deutsch ersetzt und erstmals die Ansprüche wissenschaftlichen Arbeitens an sie stellt, was auf die Anfertigung systematischer schriftlicher Arbeiten (wie später der Facharbeit) vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler behandeln im Vorfeld des Praktikums daher ausführlich die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens (z.B. Aufbau und Struktur einer schriftlichen Arbeit, Zitieren, Textbelege, Anlage eines Quellenverzeichnisses, etc.) im Deutschunterricht.
Deutsch in der Sekundarstufe II
Eine Besonderheit des Lessing-Gymnasiums ist sein dreifaches Curriculum für den DU in der Oberstufe: Es gibt unterschiedliche Lehrpläne für das „normale“ Gymnasium und für die drei wählbaren Berufskollegs , den Biologisch-Technischen Assistenten (BTA), den Informationstechnischen Assistenten (M/Inf-IHR) sowie den Freizeit-Sportleiter (das Sportkolleg), die alle drei bekanntlich das traditionelle Abitur einschließen.
Der Unterricht in der gymnasialen Oberstufe war und ist weitgehend durch die Vorgaben der Bezirksregierung geprägt und lässt wenig Spielraum für individuelle Entscheidungen in Bezug auf Themen und die Auswahl der Literatur.
In den beiden Berufskollegs öffnet sich der DU zu den entsprechenden Berufsfeldern und zu den das Kolleg konstituierenden Fächern, bei den beiden „technischen“ Berufskollegs hin zur Naturwissenschaft, im Besonderen Biologie beim BTA und Technik beim M/Inf-IHR, und beim Freizeitsportleiter hin zu Sport und Erziehungswissenschaft.
Das heißt z.B. für das BTA, dass bei der Textauswahl die Verantwortung des (Natur-) Wissenschaftlers und das Arbeitsfeld „Reproduktionstechnik“ mit berücksichtigt werden, wobei u.a. die Frage thematisiert wird, ob alles technisch Machbare auch moralisch-ethisch vertretbar ist, und für die Informatiker bedeutet dies eine breite Auseinandersetzung darüber, welche politischen und sozialen Folgen die „Internet-Gesellschaft“ mit sich bringt.
Im Sportkolleg findet eine Öffnung des Faches zu lernpsychologischen und pädagogischen Fragestellungen statt, entsprechend dem an Freizeitpädagogik und Sport orientierten Berufsfeld; so werden etwa Bilderbücher für Kinder oder pädagogische Kompetenzen eines Gruppenleiters thematisiert und sogar im Abiturbereich, z.B. in Diskussionsaufgaben, mit abgefragt. Diese pädagogische Ausrichtung des Faches in Teilbereichen kommt auch durch die (verbindliche) Textauswahl zum Ausdruck, wobei – im Unterschied zum „normalen“ Gymnasium – auch wirklich aktuelle Literatur zum Zuge kommt; genannt seien hier als Beispiele der kulturkritische Roman „Leyla“ (F. Zaimoglu) oder „Die Vermessung der Welt“ (D. Kehlmann), ein viel gelesener Roman, der auch im DU des BTA thematisiert wurde.
Auf diese Weise deckt das Fach Deutsch am „Lessing“ eine Vielzahl an Ausbildungsansprüchen und -möglichkeiten ab.
Im Unterschied zu den Berufskollegs richtet sich der DU am Gymnasium nicht auf Berufsfelder aus und bereitet – neben seiner allgemeinbildenden Funktion – traditionell auf ein Studium vor. Im Rahmen der Möglichkeit, im Besonderen auch Germanistik zu studieren, besuchen die SchülerInnen in der Q2 jeweils eine ausgewählte Vorlesung an der Heine-Uni (z.B. zur Literaturgeschichte), um eine Orientierung für das Studium zu bekommen und allgemein ihre Berufswahlentscheidung zu erleichtern.
Die D-Lehrer bemühen sich besonders, die SchülerInnen an das Theater und den Kulturbetrieb heranzuführen, indem sie regelmäßig mit ihnen Theateraufführungen am Schauspielhaus und beim „Jungen Theater“ besuchen, häufig mit direktem Bezug zum Unterricht.
Auch der Literaturkurs – traditionsgemäß von Deutschlehrern geleitet – hilft bei der genannten Aufgabe, indem jedes Jahr eine abendfüllende Theateraufführung vorbereitet wird. Für die Schulgemeinde und die interessierte Öffentlichkeit wurden in den letzten Jahren eine Dramatisierung der Erzählung „Nichts“ (Janne Teller) sowie die Komödien „Außer Kontrolle“ (Ray Cooney) aufgeführt, wodurch am Lessing eine Theater-Tradition erwachsen ist, die auch das Interesse an der Auseinandersetzung mit dramatischen Texten im DU beflügelt.